Ehemann 1.0

Dieser Bericht wendet sich an eine Systemverwalterin (im folgenden S. genannt), die ein Upgrade von Boyfriend x.y auf Ehemann 1.0 (im folgenden E1.0 genannt) in Erwägung zieht. Er kann aber auch für S.nen von Nutzen sein, die E1.0 deinstallieren müssen. Diese Abhandlung gliedert sich in folgende Kapitel:

Installation
Laufender Betrieb
Deinstallation
Besondere Probleme
Schlußfolgerung

1. Installation
Ein Upgrade von Boyfriend x.y auf E1.0 wird erst ab Version 3.0 oder höher empfohlen. Nur in Ausnahmefällen kann bereits bei Boyfriendmodellen niedrigerer Versionen zum Upgrade auf E1.0 geraten werden. Etwa dann, wenn Interfaces zu den später beschriebenen einfachen Peripheriegeräten vorhanden sind und sämtliche erwähnten Programmparameter von Boyfriend x.y ausgesprochen günstige Werte aufweisen. Bei Nichtbeachtung dieser Empfehlung ist zu erwarten, daß zwar die Installation klaglos funktioniert, im laufenden Betrieb jedoch bald gravierende Probleme auftreten.
Vor dem Upgrade von Boyfriend 3.0 auf E1.0 müssen Boyfriend 1.0 und Boyfriend 2.0 sauber deinstalliert worden sein, sonst kommt es zu unerwünschten Interaktionen dieser Programme, und das Upgrade schlägt fehlt. Weiters dürfen keine Spuren von 1.nightstand.x mehr vorhanden sein, da sich diese ebenfalls störend auswirken.

Ein Joystick gehört zur Standardausstattung und wird automatisch als Hardwareerweiterung mitgeliefert. Es muß darauf hingewiesen werden, daß bereits die Modelle Boyfriend in jeder Version diese Ausrüstung aufweisen und dieses Feature daher keinen zwingenden Grund für das Upgrade auf E1.0 darstellt. Modelle mit der Option für Dauerfeuer sind ziemlich selten, viel weiter verbreitet ist die Sparvariante mit Einzelschußvorrichtung.

Während Boyfriend x.y einmal wöchentlich mit mama.org verbunden werden mußte, um die Funktionsfähigkeit dieses Programms aufrecht zu erhalten, ist dieses Verhalten bei E1.0 unerwünscht. Durch die Wahl eines genügend großen Parameterwertes für den Zeitabstand zwischen dem Aufbau zweier solcher Verbindungen kann es unterbunden werden.

Das Programm E1.0 kann unerwünscht viele Zeit- und Speicherressourcen verbrauchen und dadurch andere Prozesse, die vor dem Upgrade klaglos liefen, zum Absturz bringen, beispielsweise Lover 25.4 oder Kaffeekränzchen 7.0. Durch Wahl geeigneter Parameter bei der Installation sollte der Ressourcenverbrauch möglichst gering gehalten werden können.

Bugs
Gelegentlich wird der Parameter für das Delay zwischen Verbindungen mit mama.org ignoriert und auf einen inakzeptablen Wert zwischen ein und sieben Tagen eingestellt. Ein Patch ist erfahrungsgemäß schwer zu bewerkstelligen und kann oft nur unter Androhung der Deinstallation durchgeführt werden.
Der Ressourcenverbrauch ist oft höher, als er den eingestellten Parametern zufolge sein dürfte. Zusätzlich kann sich der Verbrauch im laufenden Betrieb noch weiter drastisch erhöhen. Eine Fehlerbehebungsmöglichkeit ist nicht bekannt, es bleibt nur die vollständige Deinstallation und eine Neuinstallation von Ehemann 2.0.


2. Laufender Betrieb
E1.0 neigt dazu, die Kontrolle über Peripheriegeräte wie z.B. TV 2.1, Video 1.1 oder Stereo 4.2 an sich zu ziehen und keinem anderen Prozeß den Zugriff mehr zu ermöglichen. Gleichzeitig weigert sich E1.0 jedoch, einfach zu bedienende Geräte wie Geschirrspüler 1.0 oder Waschmaschine 3.0 zu steuern. Patches, die bewirken, daß auch diese Interaktion klappt, stehen nicht zur Verfügung, und es wird auch keine Herstellerunterstützung gewährleistet.
Die Kommunikation mit E1.0 ist aufgrund der inkompatiblen Protokolle stark erschwert und mit vielen Mißverständnissen behaftet. E1.0 weist meist Durchzug 3.0 oder Ego 5.0 als Verständigungsprotokoll auf, während S. Zuhören 2.1 oder Aufmerksamkeit 3.2 installiert hat und auch von E1.0 erwartet.

Sollte E1.0 als Unterprogramm Karriere 4.0 oder höher laufen haben, so können sich daraus viele Probleme ergeben. Dieses Unterprogramm neigt dazu, zunehmend mehr Speicher und Systemzeit zu verbrauchen, vor allem, wenn der Parameter Ehrgeiz den Wert von 20% überschreitet. Im Extremfall bleibt von E1.0 nur noch der Aufruf dieses Unterprogramms übrig. Ein Patch ist eine sehr riskante Angelegenheit, da die Adresse des entscheidenden Wertes nicht konstant ist, sondern von verschiedenen, von S. nicht beeinflußbaren Parametern bei der Ursprungsinstallation von E1.0 im System mama.org abhängt. Einfacher ist es, die Deinstallation von E1.0 durchzuführen oder einen Prozeß Lover 6.2 bzw. Stud 1.2 aufzurufen.

Im allgemeinen erwartet E1.0, daß die Prozesse Aufmerksamkeit 8.3, Bewunderung 5.4 und Sex 6.6 ständig im Speicher geladen und von ihm jederzeit abrufbar sind. Im Gegensatz dazu ist er meist nicht bereit, seine Unterprozesse Kegelklub 4.2, Stammtisch 3.3 und Besäufnis 10.11 einzuschränken. Dies gilt auch für den Fall, daß bereits ein oder mehrere Child-Prozesse aufgerufen worden sind.

Manchmal treten beim standardmäßig mitgelieferten Joystick Ladehemmungen auf, oder er feuert unerwünscht früh, bevor ein für S. befriedigendes Resultat erzielt worden ist. Nach Abschluß dieses Vorgangs betätigt E1.0 häufig unabsichtlich die Sleeptaste, oder er beendet seine Systemaktivität mit CRTL-ZZ. Je länger E1.0 in Betrieb ist und je älter er wird, desto mehr wird der Joystick von einem Hardware- zu einem Softwarefeature, was zu den bekannten Problemen, wie Unzuverlässigkeit und häufige Abstürze, führt. Wenn das Hochfahren überhaupt nicht mehr möglich ist, muß er als Floppy ausgelagert werden.

Bekannte Bugs
Die Mehrzahl der Installationen von E1.0 vergißt regelmäßig das Datum seiner Installation als E1.0. Schuld daran ist eine strukturelle Speicherschwäche, die unbehebbar ist. Sie kann nur dadurch umgangen werden, daß dieses Datum auf ein für E1.0 prägnantes Datum gelegt wird, etwa Weihnachten, Ostern oder mama.org-Erstinstallation. Auch das Datum der Erstinstallation von E1.0 in seinem Ursprungssystem eignet sich gut.
Durch eine falsche Rücksprungadresse vorwiegend in den Unterprogrammen Job 2.3 und Stammtisch 3.3 versucht E1.0 gelegentlich, einen Prozeß Freundin 1.0, Geliebte 1.0 oder Seitensprung 1.0 aufzurufen. Falls der Aufruf bereits erfolgt ist, ist eine sofortige und ersatzlose Deinstallation angebracht.


3. Deinstallation
Wenn sich die soeben beschriebenen Probleme häufen und trotz fortgeschrittener Programmierkunst von S. nicht gelöst werden können, ist eine Deinstallation von E1.0 unumgänglich, soll der persönliche Prozeß von S. weiterhin störungsfrei ablaufen.
Vor einer geplanten Deinstallation muß S. sämtliche Dateien MSMoney.* mit Schreibschutz versehen oder umbenennen. Ansonsten wird sich E1.0 den Inhalt derselben einverleiben und sie anschließend vollständig löschen. Eine Neuinstallation des Programmes Lover 5.1 wird dann wegen mangelnder Systemressourcen stets abbrechen.

Die Child-Prozesse, die während des Betriebes von E1.0 aufgerufen worden sind, müssen nach der Deinstallation von E1.0 von S. ohne Unterstützung seitens Ex-E1.0 aufrechterhalten werden. Erfahrungsgemäß wird Ex-E1.0 weder Zeit- noch Systemressourcen für sie zur Verfügung stellen. Zum Glück wird das für S. keine allzu große Erschwernis darstellen, weil diese Unterstützung auch im laufenden Betrieb von E1.0 kaum vorhanden ist.

Das Downgrade von E1.0 zu Freund 1.0 ist in der überwiegenden Zahl der Fälle weder möglich noch sinnvoll, es ist kaum zu erwarten, daß E1.0 im Zuge der Deinstallation seine Kommunikationsprotokolle umstellt. Auch eine äußerst saubere Deinstallation von E1.0 hilft nicht dagegen, eine Reinstallation als Freund 1.0 wird meist mit bösartigen Meldungen verweigert.

Bekannte Bugs
Gelegentlich versucht E1.0 im Verlauf seiner Deinstallation, den Prozeß von S. bzw. den eines inzwischen provisorisch installierten Programmes Lover n.n zu löschen. Besonders groß ist diese Gefahr, wenn der Aggressionskoeffizient von E1.0 den Wert 0.1 übersteigt. Als einziges Mittel dagegen hilft, E1.0 radikal zu löschen und ihn mit Hilfe kräftiger Schutzprozesse aus der Nähe des Systems zu verbannen.

4.Besondere Probleme
E1.0 war bereits auf anderen Systemen als E1.0 oder höher installiert und hat im Zuge dieser Durchläufe Child-Prozesse aufgerufen. Solche Prozesse verbrauchen meist viele Ressourcen und behindern den Aufruf eigener Child-Prozesse von S. Falls S. nicht über genügend eigene Ressourcen verfügt, ist von solchen E1.0-Versionen abzuraten. Auch dann, wenn E1.0 sich davor drückt, seine früheren Child-Prozesse zu unterstützen, ist Vorsicht angebracht. Dies läßt darauf schließen, daß er dieses Verhalten im Falle einer Deinstallation durch S. wahrscheinlich wiederholen wird. Es sollte weiters streng darauf geachtet werden, daß E1.0 von allen früheren Systemen sauber deinstalliert worden ist, da dies zu unerwünschten Interaktionen mit dem aktuellen System führen und sogar Abstürze verursachen kann.
E1.0 war noch nie als Ehemann oder wenigsten als längerdauernder Boyfriend installiert. Falls er bereits 35 oder mehr Programmzyklen hinter sich hat, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, daß er durch die unkontrollierte Wiederholung seiner Instruktionen bereits Idiosynkrasien entwickelt hat und ständig unerwartete Fehler oder allgemeine Schutzverletzungen auftreten. Es bleibt S. überlassen, ob sie das Risiko einer Erstinstallation als E1.0 eingehen will. E1.0 hat das System mama.org bis jetzt noch nie für längere Zeit verlassen. Der unter (1) erwähnte Bug betreffend das Delay zwischen zwei Verbindungen wird fast mit Sicherheit auftreten. Dagegen hilft nur Durchtrennen der Kommunikationsleitung zu mama.org oder Übersiedeln des Systems in eine Entfernung von mindesten 1000 km.

E1.0 war der einzige Child-Prozeß im System mama.org. Das zieht nicht nur das eben erwähnte Problem nach sich, sondern erhöht auch den Egowert von E1.0 auf wahrscheinlich über 1000. Problemlösungen sind nicht bekannt, es empfiehlt sich, eine Installation zu vermeiden.

E1.0 besitzt keine Plug-Ins.
E1.0 weist nicht nur keine Schnittstellen zu einfachen Peripheriegeräten auf, er besitzt nicht einmal Interfaces für mechanische Geräte wie Hammer 1.1 oder Schraubenzieher 2.3, geschweige denn für Rasenmäher 3.1. S. ist bei sämtlichen Hardwareproblemen auf sich selbst oder auf Hilfe von außen angewiesen.

E1.0 ruft exzessiv Unterprogramm Hobby 7.8 auf. Dies kann dazu führen, daß, wie im Falle von Karriere 4.0, der Prozeß E1.0 nur noch mit dem Aufruf dieses Unterprogrammes beschäftigt ist. Im Gegensatz zum Programm Karriere 4.0 führt dies jedoch dazu, daß der Inhalt der Dateien MSMoney.* rapide schwindet und sogar die Gesamtexistenz des Systems gefährdet sein kann. Vor allem, wenn Hobby 7.8 im häufigen Upgrade von Nebenprozeß Auto 47.11 besteht, hat dies verheerende Auswirkungen, da für diese Upgrades extrem viel Ressourcen verbraucht werden.


5.Schlußfolgerung
Zusammenfassend muß gesagt werden, daß die Installation des Programms E1.0 schwierig, die Aufrechterhaltung seines laufenden Betriebs mühsam und aufwendig und die Deinstallation gefährlich ist. Daher sollte S. sehr gut überlegen, ob eine solche Installation wirklich notwendig ist.
Wenn sich S. trotzdem für eine Installation entscheidet, sollte sie einem jener seltenen Exemplare mit bereits eingebauter Schnittstelle für Peripheriegeräte wie Staubsauger 4.3 oder Bügeleisen 5.0 den Vorzug geben, da eine nachträgliche Änderung dieser Schnittstellen nicht möglich ist. Weiters sollte der Aggressionskoeffizient den Wert 0.01 nicht übersteigen, der Ehrgeizparameter unter 1% und der Egofaktor unter 0.5 liegen. Interessanterweise bestehen größere Aussichten, ein solches Modell zu finden, wenn S. sich an neuere Versionen von Boyfriend xx hält, also etwa solche, die noch keine dreißig Programmdurchläufe hinter sich haben.